Vätertrauer – Fehlgeburt und Trauer

Abstract

🎙️ Dr. Martin Kreuels, promovierter Biologe, mehrfacher Vater, hat auch viermal eine Fehlgeburt miterleben müssen. Als er damals in seiner Region Männer als Unterstützer-Netzwerk suchte, erlebte er neben der Fehlgeburt hier eine Fehlanzeige. Dann machte er sich selbst auf diese Reise, bildete sich weiter, damit er zum Thema Vätertrauer das für andere anbieten konnte, was er so sehr gesucht hatte.
– Männer erleben nch einer Fehlgeburt zunächst eine Funktionsphase, die Trauer kommt – aber zeitversetzt.
– Männer und Frauen haben unterschiedliche Trauersprachen. Bisweilen kann ein begleitender Übersetzer die Partnerschaft retten.
– Gute Führungskräfte haben eine Fehlgeburt bei ihren Mitarbeitern für die kommenden 6 Monate auf dem Radar.

Vätertrauer - Gespräch mit dr. Martin Kreuels

Die unsichtbare Last: Vätertrauer bei stillen Geburten

Ist eine Fehlgeburt oder gar eine Totgeburt bei Frauen schon ein Tabu, bei Männern ist es das noch viel mehr. Als Experte in diesem sehr persönlichen und schweren Thema begrüßte Stefan Hund den erfahrenen Trauerbegleiter und Autor Dr. Martin Kreuels. Er ist einer der ganz wenigen, der seine eigenen Erfahrungen mit stillen Geburten offen teilt.

Das Ungesehene Gesicht der Trauer

Dr. Kreuels eröffnet das Gespräch, indem er die unterschiedlichen Trauermechanismen von Männern und Frauen verdeutlicht. Während Frauen sich häufig tiefer in die Trauer wagen, tendieren Männer dazu, in der Anfangszeit „den Laden zusammenzuhalten“. Die Auswirkungen auf die Partnerschaft sowie das Verstecken des eigenen Schmerzes führen oft zu einem stark erhöhten Stresslevel bei den betroffenen Männern.

Kommunikation und Verständnis im Fokus

Ein Kernstück des Gesprächs ist die Bedeutung von Verständnis für die verschiedenen Trauerprozesse innerhalb einer Partnerschaft, um Missverständnisse und potentielle Beziehungsprobleme zu vermeiden. Dr. Kreuels betont, wie entscheidend es ist, das Verhalten des Partners nicht zu bewerten und auch suchtähnliche Verhaltensweisen im Umgang mit Trauer zu erkennen und diese sensibel anzugehen.

Die Rolle der Sexualität in der Trauer

Eine weitere Schicht der Trauer offenbart sich in der fehlenden Sexualität nach dem Verlust eines Kindes. Dr. Kreuels diskutiert die psychologischen Hintergründe und die Bedeutung, sich als Paar neu aufeinander einlassen zu müssen. Dieser Prozess erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen beider Partner.

Trauer am Arbeitsplatz – eine Führungsaufgabe

Die Diskussion weitet sich auf die Arbeitswelt aus, wo die Familiensituation oft auf Unverständnis stoßen kann. Ein guter Chef sollte über die möglichen Auswirkungen von Trauer auf die Leistungsfähigkeit seines Mitarbeiters informiert sein. Dr. Kreuels plädiert für eine frühzeitige offene Kommunikation, anstatt sofort einen Plan B für die Arbeit zu entwickeln. In Deutschland, so betont er, gibt es wenig Unterstützung für Männer in Trauersituationen, und hier könnten Familientrauerbegleitungsinstitutionen eine große Hilfe sein.

Literatur und Selbstreflexion als Hilfestellung

Dr. Kreuels empfiehlt die Lektüre von Büchern wie „Männerstille“, die Einblick in die männliche Psyche während der Trauer bieten können. Diese helfen Betroffenen zu verstehen, warum sie in der aktuellen Situation so reagieren, wie sie es tun, und dass diese Reaktionen normal sind.

Ein Roman als Spiegel der männlichen Seele

Später im Gespräch erläutert Dr. Kreuels den Inhalt seines eigenen Romans, der die psychische Reise eines ins Koma gefallenen Mannes und die Pflege durch seine Frau thematisiert. Das Buch ist ein Beispiel dafür, wie wichtig Selbstreflexion, insbesondere für männliche Unternehmer und Führungskräfte, sein kann.

Vertrauliche Gespräche als Brücke zum Verständnis

Dr. Kreuels bietet zudem an, vertrauliche Gespräche unabhängig von der Gehaltsstufe zu führen, um mit kritischen Lebenssituationen umzugehen und Lösungen zu finden. Dabei ist es ihm wichtig, dass der Gesprächspartner verstanden wird.

Fazit:

Stefan Hund und Dr. Martin Kreuels schließen die Episode mit dem Rat für Männer, in schwierigen Zeiten bei ihren Frauen zu sein, ihnen Raum für ihre Trauer zu lassen, aber auch sich selbst zu reflektieren. Sie erkennen an, wie wichtig es ist, sich bewusst zu werden, dass die eigene Trauerzeit noch kommen wird, und wie elementar offene Kommunikation ist, um durch diese schweren Zeiten zu helfen. Es ist ein Anruf zum bewussteren Umgang mit Trauer – im Privaten wie im Berufsleben.

Kontakt zu Dr. Martin Kreuels www.martin-kreuels.de

Mehr von Dr. Martin Kreuels auf unserem Kanal: https://trauer-manager.de/maennertrauer-martin-kreuels 

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7 Fragen für Unternehmensleitungen bei Vätertrauer

Die Dimensionen des Themas treffen einen Nerv: veränderte Partnerschaftsdynamiken, versteckter Schmerz, mögliches Suchtverhalten als Coping-Mechanismus und die zerrüttete Intimität sind nur einige der Aspekte, die Dr. Kreuels berührt. Hier prallen Welten aufeinander – die Welt der Unternehmensökonomie und die des privaten Leids, die zu oft als unvereinbar gelten.

1. Wie würde ich als Unternehmer/Führungskraft auf einen Mitarbeiter reagieren, der von einer Fehlgeburt betroffen ist – würde ich es überhaupt erfahren?

2. Bin ich darauf vorbereitet, dass Trauer im Arbeitsumfeld zu massiven Leistungsschwankungen führen kann?

3. Habe ich jemals erwogen, einen Raum für emotionale Gespräche in meinem Unternehmen zu schaffen?

4. Glaube ich, dass Trauerarbeit ausschließlich Sache von therapeutischen Profis ist oder kann ich auch als Chef unterstützen?

5. Wie kann ich in meinem Unternehmen zu einem respektvollen Umgang mit unterschiedlichen Trauertempi beitragen?

6. Inwiefern spiegelt mein Führungsstil meine Haltung zu persönlichen Krisen meiner Mitarbeiter wider?

7. Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um als Unternehmer Vorreiter in einer Empathie-basierenden Arbeitskultur zu werden?

Diese Fragen sind der Anfang – der erste Schritt zur Heilung nicht nur für die betroffenen Männer, sondern auch für ein erfolgsfokusiertes System, das zu oft das Menschliche dabei übersieht.

Kernteam Trauermanager
Suizid
Emotionale Intelligenz - Interview mit Sabine Mrazek
Krisenkommunikation