Arbeitsunfall mit 7 Toten – Stefan Wiechert

Der 27.7.2021 – Teil der DNA von Currenta – Stefan Wiechert, Betriebsrat und Fachkraft für Arbeitssicherheit

3 Learnings

  • Auf den GAU kannst Du dich nicht wirklich vorbereiten, grundsätzlich geklärte Abläufe bilden jedoch das Gerüst. 
  • Unternehmen sind nicht nur Wirtschaftsmotoren, sie sind auch Gemeinschaften. Ein Unternehmen zeigt sein wahres Gesicht in einer Krise – Unterstützung, Anteilnahme und Zusammenhalt.

  • Wenn Mitarbeiter bei einem Arbeitsunfall sterben – muss die Geschäftsleitung in die Familien. 

Stefan Wiechert erlebte den 27.7.2021 von seinem Büro aus – ein schwerer Arbeitsunfall mit 7 toten Kollegen und vielen Verletzten. Und auf einmal war er mittendrin statt nur dabei.

Das Ingenieurbüro Heinke Wedler, Ingenieurbüro für Arbeitssicherheit und BGM, bietet einzigartig im deutschsprachigen Raum einen “Trauermanager” an. 

Arbeitsunfall - tödlich, Gespräch mit Stefan Wiechert Currenta

Trauer und Wiederaufbau: Von der Katastrophe zur Gemeinschaft

Ein Jahr nach dem Currenta-Unglück: Ein bewegender Weg der Trauerbearbeitung und des Neuanfangs

Stefan Wiechert, Betriebsrat und Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Currenta erzählt von einem Ereignis, das für ihn sehr persönlich und tiefgreifend war: Die Auswirkungen eines tragischen Betriebsunfalls auf die Mitarbeiter, das Management und das gesamte Unternehmensgefüge. Diese Folge wirft ein Licht auf die harten Realitäten, die Unternehmen im Falle eines schweren Unfalls erwarten, und zeigt auf, wie aus einem Unglück etwas Positives entstehen kann.

Die unmittelbare Tragödie

Stefan Wiechert erinnert sich an den 27. Juli 2021, den Tag des schwerwiegenden Arbeitsunfalls bei Currenta. Dieser Tag zeigte, wie fragil das Leben sein kann und wie schnell sich der Arbeitsalltag in einen Alptraum verwandeln kann. Die Nachricht vom Unfall erreichte Wiechert im Home-Office und die darauffolgenden Stunden und Tage waren geprägt von Schock, Trauer und dem Ringen um Informationen.

Führung in Krisenzeiten

Unternehmen stehen in solchen Momenten vor der schweren Entscheidung, den Betrieb fortzusetzen oder ihn zum Wohle aller Beteiligten zu pausieren. Die Geschäftsleitung von Currenta entschied sich, die Arbeit einzustellen und sich der Betreuung der Mitarbeiter und ihrer Familien zu widmen. Durch diese Fürsorge bewiesen die Führungskräfte ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Menschlichkeit.

Strukturelle Bewährungsprobe

Solche Krisen stellen die vorherrschenden Strukturen eines Unternehmens auf eine harte Probe. Die Führungsebene musste sich aufteilen, um die verschiedenen Bedürfnisse innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu adressieren. Chaos und Unsicherheit waren allgegenwärtig, doch durch die Unterstützung interner und externer Helfer verdichtete sich der Nebel der Unordnung allmählich.

Die Last des Verlustes

Für die Mitarbeiter von Currenta war die Nachricht über den Verlust von Kollegen, die sie kannten und mit denen sie täglich zusammenarbeiteten, niederschmetternd. Stefan Wiechert selbst hatte drei enge Arbeitskollegen durch den Unfall verloren, was die Trauer umso direkter und intensiver machte. 

Heilung durch kreative Annäherung

Besonders bemerkenswert ist die unkonventionelle Art, wie Currenta den Heilungsprozess unterstützte. Ein Jahr nach dem Unglück entstand die Idee, einen Film zu drehen, um nicht nur zu erinnern, sondern auch um die Trauer gemeinschaftlich zu verarbeiten. Die Mitarbeiter wurden aufgefordert, ihre Gefühle in Tonaufnahmen zu teilen, die anschließend zu einer eindringlichen audiovisuellen Präsentation zusammengestellt wurden. Hier gehts zu Video von Currenta: https://www.linkedin.com/in/ACoAACJAjLQBOCwwbW3MBtyu9eJ0u5pTeC8eJ30

Öffentliche Wahrnehmung und Unterstützung

Die Außenwirkung des Unfalls brachte eine weitere Dimension an Herausforderungen mit sich. Die Nachbarschaft, durch Angst und Misstrauen geprägt, sah die Mitarbeiter des Unternehmens nicht selten als Verursacher des Unfalls. Dies erzeugte zusätzlichen Druck und emotionale Belastung. Doch durch angebotene Sitzungen und alternative Arbeitsplätze konnte das Unternehmen seine Unterstützung verdeutlichen. Vor allem aber, dass die Mitglieder der Geschäftsleitung in die Familien der getöteten Mitarbeiter persönlich besucht haben. 

Lehren aus der Krise

Durch diesen Prozess konnten wichtige Erkenntnisse über die Bedeutung von Solidarität und angemessenen Krisenmanagement gewonnen werden. Stefan Wiechert betont in diesem Kontext die positiven Entwicklungen wie verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und das schrittweise Wiederaufnehmen der Arbeit.

Gemeinsamkeit in der Trauer

Die von Currenta organisierte Trauerfeier bot schließlich einen würdigen Rahmen, um den Verstorbenen zu gedenken und den Mitarbeitern einen gezielten Raum zur Trauer zu geben. Hier wurde deutlich, wie essenziell es ist, in Zeiten größter Not zusammenzustehen und gemeinsam vorwärts zu blicken.

Dieses Gespräch mit Stefan Hund und Stefan Wiechert zeigt, dass Krisensituationen zwar eine enorme Herausforderung darstellen, jedoch auch Chancen für Wachstum und Gemeinschaft mit sich bringen. Unterstrichen wird die Wichtigkeit, jederzeit auf das Unerwartete vorbereitet zu sein und Probleme gemeinsam anzugehen.

Kontakt: https://www.linkedin.com/in/wiechert-stefan-206ab712/

 

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7 Reflexionen

Die Geschichte von Stefan Wiechert – und dem schweren Arbeitsunfall bei „currenta“ rührt an die ungeschriebenen Gesetze der Unternehmensführung: Wie geht man mit dem Unerwarteten um? Sind Sie bereit, das Unerwartete zu tun?

Lassen Sie uns wie immer mit 7 Fragen schließen, die jeden Unternehmer in den Bann der Selbstreflexion ziehen sollten:

1. Wie bereit ist Ihr Unternehmen wirklich auf eine Tragödie? – Haben Sie schon mal einen schweren Arbeitsunfall simuliert?

2. Welchen Stellenwert hat menschliche Fürsorge in Ihrer Firmenphilosophie?

3. Sind Sie bereit, Produktivität/Umsatz für Menschlichkeit zu opfern, wenn das Unerwartete geschieht?

4. Wie authentisch ist Ihre Unternehmenskultur in Zeiten der Krise? Stehen Sie zu sich, auch wenn es explosiv wird.

5. Haben Sie Mechanismen installiert, die es Ihren Mitarbeitern ermöglichen, bei Bedarf psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen?

6. Wie transparent gehen Sie mit Kommunikation in Krisenzeiten um? Sind Sie als Geschäftsführer bereit nach einem tödlichen Arbeitsunfall persönlich die Hinterbliebenen zu besuchen?

7. Sind Sie als Unternehmer bereit, aus dem Leid zu lernen und anzuerkennen, dass jedes Unglück auch eine Chance für Veränderung und Wachstum sein kann?

Diese Fragen sollen nicht provozieren, sondern anregen. Anregen zu einer Diskussion, die weit über Zahlen und Bilanzen hinausgeht – hin zu einem menschlicheren Miteinander in der Welt der Unternehmen. Denn am Ende erinnert uns der Tod daran, dass wir mehr sind als nur Rädchen im großen Uhrwerk der Wirtschaft. Wir sind Menschen.

Und es bewahrheitet sich immer: (In der persönlichen Krise) Gehaltene Mitarbeiter sind loyal.

 

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